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Doppelwaffen: Einleitung
Den Fechter mit
Doppelwaffen umgibt der Nimbus besonderer Gefährlichkeit.
Jahrtausendelang tauchte der mit zwei Schwertern bewaffnete Held nur
sporadisch auf. Als Dimachaerus-Gladiator im antiken Rom oder als Duellant
mit Zwillingsrapieren (engl. Case of Rapiers) in der Renaissance.
Neuzeitliche Filmproduktionen erheben zwei Schwerter zur Trendbewaffnung. Ein Produzent nickt kein
Drehbuch mehr ab, so lange der Script-Doctor, die Spezialkraft zur Rettung
hoffnungslos verfahrener Drehbücher, nicht Doppelwaffen hinein geschrieben
habt. So kommt es dann, daß wir heute vermutlich mehr Dimachaeri-Gladiatoren
in Sandalenfilmen zu sehen bekommen haben als die Römer im Kolosseum.
Was ist nun dran an
dem Mythos? Im Film sind Doppelwaffen in erster Linie Effekthascherei, und
abseits von Eastern meist nicht einmal gut gemachte. An dieser Stelle muß
die ARD-Produktion Störtebeker für ihre Fechtszenen mit zwei
Falchions lobend erwähnt werden. (Die Szenen mit den jeweils zwei
Langschwertern wirken zwar etwas unrealistisch, gehen aber auch noch in
Ordnung.)
Ob die Leinwand-Techniken auch im Ernstfall, also ohne Drehbuch,
funktionieren, das ist dann eine ganz andere Frage, die in der Regel mit
NEIN beantwortet werden muß.
Leider
merken das die Anfänger nicht, und so gilt heute mit zwei
gleichen Waffen kämpfen zu wollen diplomatisch ausgedrückt als Manie von
Wichtigtuern, Fuchtlern und geborenen Verlierern, die zu viele schlechte Filme
gesehen haben. So mancher selbsternannte Experte hat sich sogar schon zu der
These verstiegen, daß es überhaupt nicht möglich sei, mit zwei gleichen Waffen
zu kämpfen. Der schlechte Ruf der Doppelwaffenkämpfer ist so neu indessen auch
nicht, denn bereits in der Renaissance wurden Doppelrapiere nicht unbedingt als
Beweis überragender Fechtkunst gewertet. Der wichtigste Rat der alten Meister
ist vielleicht der, von Doppelwaffen die Finger zu lassen, wenn man die Technik
nicht beherrscht:
"Es ist auch so ein ding, daß
zwey Rappier allhier in Teutschlandt nicht wol gebraucht werden, sondern man hat
mit einem genugsam zu thun, darinn man gelernet hat."
- Jakob Sutor über Doppelrapiere[1]
Schild oder zweite Waffe?
Die meisten Leute
sind der Ansicht, daß ein Schild einer zweiten Waffe überlegen sei. Vor solchen
pauschalen Vorurteilen sollte man sich hüten. Jede Waffe hat ihre Vor- und
Nachteile. Es kommt alleine darauf an, die Vorteile zu nutzen und die
Nachteile zu kompensieren. Und natürlich kann auch die beste Waffe ein Fehlgriff
sein, wenn man sich in der falschen Situation befindet.
Eines ist klar: Ein zweites Schwert kann und soll einen Schild nicht
ersetzen. Wer es trotzdem versucht, kommt dann ziemlich schnell zu dem -
zutreffenden - Schluß, daß er mit einem Schild besser bedient ist. Es gibt daher
wohl nichts Falscheres als die Bezeichnung "Parierwaffe". Wenn es um simple
Abwehr geht, ist der Schild ungeschlagen. Das zeigt sich insbesondere im
Formations-kämpfen (also in der Schlacht), wenn auf den einzelnen von allen
Seiten eingehackt und losgestochen wird bzw. wurde.
Jedenfalls im Zweikampf kann von einer grundsätzlichen Überlegenheit des
Schildkämpfers keine Rede sein. Die Deckung ist sicherlich auf der Seite des
Schildkämpfers. Aber sobald er sich aus dieser Deckung heraus wagt, ist er
angreifbar. Der Doppelwaffenkämpfer ist beweglicher und flexibler. Und wenn es
ihm gelingt, die eine (einzige!) Waffe des Schildkämpfers zu kontrollieren, kann
der Schildkämpfer nicht mehr viel anfangen. Einfach ist das natürlich nicht.
Aber wenn Sie die Technik beherrschen, werden Sie Giacomo di Grassi zustimmen:
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