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Irre
und Profis: Doppelwaffenduelle
Duelle mit
Zwillingsrapieren waren ebenso selten wie berüchtigt. Sowohl die
Anforderungen an das Können als auch an die Risikobereitschaft der
Duellanten sind enorm hoch. Doppelwaffenduelle sind etwas für Irre und
Profis. Oder irre Profis.
Da der Gegner mit zwei Waffen attackieren kann, kämpft man in der
Schildstellung. Es ist auf die richtige Position und den richtigen Winkel
zum Gegner zu achten, damit immer beide Waffen einsetzbar bleiben. Wenn man
in einem ungünstigen Winkel steht, dann kann man mit zwei Waffen angegriffen
werden, aber nur mit einer parieren. Womit der Kampf so gut wie verloren
ist.
Das grundsätzliche Problem ist, daß der Fechter nicht weiß, was sein
Gegenüber als nächstes tun wird. Bei Doppelwaffen wird der Fechter durch
beide Waffen direkt bedroht und kann in einem tempo mit jeder Waffe
eine Aktion ausführen. Zwei echte Angriffe (auch wenn er es besser nicht tun
sollte), einen Doppelangriff, Parade und Riposte, Parade und Parade. Nehmen
wir an, der Gegner attackiert. Wir erinnern uns, daß bei zwei Waffen Parade
und Riposte im Idealfall gleichzeitig, auf jeden Fall aber im gleichen
tempo, erfolgen. Wenn man mit der Führungswaffe pariert und mit der
Zweitwaffe ripostiert, wie man es vom Kampf gegen zwei nicht symmetrische
Waffen (z.B. Schwert/Schild, Schwert/Dolch) gewöhnt ist, dann läuft man mit
dieser Riposte leicht in einen zweiten Angriff des Gegners hinein. Das
Ergebnis ist typischerweise ein Double Kill.
Wenn die Kombattanen gleichzeitig angreifen, dann jeder von ihnen mit einem
Ausfallschritt. Das wiederum führt zu einer extremen Verkürzung der Mensur,
wobei es dann zweier Schritte bedarf, um die Reicheite des Gegners wieder zu
verlassen. Eine sehr heikle Situation.
Di Grassi empfielt, den Gegner mit einem Doppelangriff zu attackieren und
seine Klingen zu dominieren. Der erste Hieb mit der Führungswaffe zwingt den
Gegner in eine Parade und schafft eine Lücke, in die man unmittelbar danach
mit der Zweitwaffe hinein stößt. Das erfordert natürlich präzises Timing.
Außerdem sollte auch beim Folgeangriff die eigene Zweitwaffe der
gegnerischen Zweitwaffe engegen hauen, um die Linie zu schließen.
Die Alternative ist, die Riposte nicht mit der zweiten, sondern mit der
jeweils parierenden Waffe auszuführen. Das führt dann zwar wieder in die
klassische Problematik hinein, daß Blöcke im Fechten nach Möglichkeit
vermieden werden sollten, aber ein Block ist immer noch besser als ein
Doppeltreffer und durch die Komplexität des Kampfes mit zwei Waffen zeigen
die meisten Gegner irgendwann eine Lücke - man muß nur lange genug
durchhalten.
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