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Bewegung
"Sport ist Bewegung!"
- Helmut Kohl
Anders als ein
Kämpfer mit nur einer oder mit zwei asymmetrischen Waffen (z.B.
Schwert/Dolch oder Schwert/Schild) ist der Doppelwaffenkämpfer nicht an eine
feste Stellung gebunden. Er kann seinem Gegner jederzeit die andere
Körperseite zuwenden und ist in jeder Kampfsituation flexibel.
Hat der Kampf erst einmal begonnen, wird er über die richtige Bewegung
entschieden. Jeder Angriff mit der Führungswaffe eröffnet dem Gegner eine
Angriffslinie und die Möglichkeit einer Riposte. Dieser Gefahr begegnet man,
indem man die Linie mit der Zweitwaffe schließt. Wie wir oben gesehen haben,
gibt es keine Hut, in der die Zweitwaffe den gesamten Körper decken kann. Um die
Zweitwaffe vor den Körper bzw. den Körper hinter die Zweitwaffe zu bringen, muß
man sich bewegen. Bewegt sich der Fechter richtig, dann ist
sein Stil spektakulär und tödlich für den Gegner. Bewegt er sich falsch,
dann ist sein Stil vor allem tödlich für ihn selber. Bewegt er sich
gar nicht, wird er auch nicht lange durchhalten. Hinter zwei Klingen kann
man sich nicht verstecken. Wer es trotzdem versucht, wird von seinem Gegner
zurecht gelegt und eher früher als später erledigt. Auch an dieser Stelle
sei noch einmal davor gewarnt, sich auf Schlagabtäusche in der engen Mensur
einzulassen. Das geht - vor allem gegen Schildkämpfer - regelmäßig schief.
Angriff
Bewegung
vorwärts:
Nach jedem Schritt spiegelt die Endstellung die Ausgangs- stellung. Falls der
Gegner zwischen den Säbeln hindurch schlagen will, kommt ihm die Zweitwaffe
entgegen und schließt die Linie. Die Reichweite des Gegners ist der der point of
no return. Wer hier zögert und stehen bleibt, kann die Linie nicht mehr
schließen und wird aufschlitzt.
(Wir bedanken uns bei unserem Darsteller.)
Richtige Beinarbeit ist eine Schlüsselfähigkeit. Wer die Füße bewegt, bewegt
auch den Körper. Man kann jeden Hieb mit einem Schritt unterstützen. Dahe sollte
man die Hiebe von Anfang an so lernen, daß man sie aus einem Schritt heraus
ausführt. Auch wenn man den Schritt dann später weg läßt, so bleibt doch die
korrekte Ausführung des Hiebes aus dem gesamten Körper heraus. Das Schema sieht
in der Fechtstellung dann so aus:
1 Hieb rechts = 1 Schritt rechts.
1 Hieb links = 1 Schritt links.
In der Schildstellung kann man zu jedem Hieb entweder einen Schritt
mit dem entgegengesetzen Fuß machen, also:
1 Hieb rechts = 1 Schritts rechts oder links.
1 Hieb links = 1 Schritt links oder rechts.
Schritte mit dem entgegengesetzten Fuß eignen sich besonders dann, wenn sich
die Klingen vor dem Fechter überkreuzen sollen.
Diese Grundbewegungen lassen sich steigern zu Kombos. Bei Doppelangriffen
(die in einem tempo stattfinden) wird ein Schritt von zwei Hieben
begleitet.
Die Verlinkung von Schritt und Hieb ist von essentieller Bedeutung und
sollte ein Schwerpunkt von Übungen sein. Nur mit der richtigen
Bewegungstechnik ist der Fechter im Gleichgewicht und nur so behält er die
Kontrolle über den Kampf. Technisch gesehen läuft man nicht selten direkt in
die Riposte des Gegners hinein, die man aus der Bewegung abwehren muß. Das
funktioniert nur, wenn die Zweitwaffe dem Schwert des Gegners entgegen eilt.
Hier sind mutige Männer mit Selbstvertrauen gefragt.
Wenn man angreift, muß man mit jedem Schritt die Seite
wechseln. Gegen einen erfahrenen Gegner hat man sonst keine Chance.
Verteidigung
Der Rückwärtsgang ist eine Besonderheit des Doppelwaffenkampfes. Ein
Schildkämpfer ist regelmäßig (natürlich gibt es auch hier Außnahmen) darauf
bedacht, beim Zurückweichen seine Position zum Angreifer nicht zu verändern, um
die Linie mit dem Schild geschlossen zu halten.
Das kann man mit Doppelwaffen ebenso. Man kann aber auch da Führungsbein mit
einem Sprung zurück setzen. Dabei führt der Körper eine halbe Drehung aus. Man
weicht vor dem Angriff des Gegners zurück und wechselt dabei gleichzeitig die Seite.
Da sich die Waffen mit dem Körper drehen, fungieren sie als Gewichte und
verschaffen zusätzliche Beschleunigung. Zur Veranschaulichung haben wir diesen
Videoclip eingestellt. Weiteres
Anschauungsmaterial finden Sie auf der
Video-Seite.
Was macht nun den Sprung zurück mit der halben Drehung aus? Bei korrekter
Ausführung ist man schneller vom Gegner weg als mit einem einfachen Schritt.
Außerdem schneidet die Zweitwaffe die Angriffslinie, was einen in die Lage
versetzt, in einem tempo zwei mal zu parieren. So lassen sich
selbst Killer-Kombos abwehren, gegen die man stehen bleibend absolut keine
Chance hätte.
Richtig funktioniert diese Technik nur in der Fechtstellung. Die Füße
sollten möglichst weit auseinander stehen, da man so mit einem Sprung eine
größere Strecke zurück legt. Möglicherweise muß man mehrere solche
Sprünge hintereinander ausführen, bis sich der Angriff tot läuft.
Gleichgewicht
Mehr noch als bei
jeder anderen Waffenkombination müssen zwei gleiche Klingen eine Einheit
mit dem Körper bilden. Wenn sich die Waffen mit
dem Körper bewegen, ist der Fechter im Gleichgewicht und schnell. Bewegen
sie sich gegen den Körper, ist der Fechter aus dem Gleichgewicht und
langsam. Zur Demonstration wollen wir zwei kurzen Videoclips (jeweils knapp
3 MB, wir bedanken uns erneut bei unserem Darsteller) betrachen:
Der erste Clip, Kombo1, ist die etws freie Adaption einer von Giacomo di Grassi
für zwei Rapiere gedachten Technik. Doch auch mit Säbeln sieht man, daß
sich der Körper während der Kombo um einen Mittelpunkt dreht.
Im zweiten Clip liegt der Drehpunkt außerhalb des Körpers. Jedoch bewegen sich
Körper und Säbel in die selbe Richtung. Die Säbel haben noch eine zusätzliche
Funktion: Sie wirken als Gegengewichte, die den Körper zusätzlich beschleunigen.
Die Bewegung wäre ohne Waffen langsamer. Daher muß man bereits in Huten und
Ausgangsstellungen auf die richtige Positionierung der Waffen und darauf achten,
daß das Gewicht möglichst gleich (gleich ist wegen den Waffen nicht
möglich) auf beide Beine zu verteilen und den Rücken einigermaßen gerade zu
halten.
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