Was mache ich
falsch? - Auf der Suche nach dem entscheidenden Fehler
Wenn man eine Kampfsportschule besucht, dann hat man in der Regel einen Lehrer,
der einem nicht nur zeigt und erklärt, wie es richtig geht, sondern der einem
sagt, was man falsch macht.
Einen entsprechend kompetenten Lehrer für Doppelwaffen zu finden, ist...
schwierig. Man muß also herum probieren nach dem Prinzip try and error, die
Erfahrungen auswerten, systematische Regeln ableiten, neue Theorien aufstellen
und die dann in der nächsten Trainingseinheit am Partner testen. Man kann also
sagen, daß entscheidend für den Erfolg die Kopfarbeit ist: Wer immer die selben
Fehler macht, kann zwar dank überlegener Geschwindkeit und Fitness einen
Anfänger in den Griff bekommen, steht gegen einen Fortgeschrittenen aber auf
verlorenem Posten. Wie also optimiert man seine Kampftechnik?
1. Schritt: Kämpfen
Bei einem Duell testen beide Kombattanten ihre Techniken und Fähigkeiten. Nur im
freien Kampf können Sie sehen, wie gut oder wie schlecht Sie wirklich sind.
2. Schritt: Verlieren
Das Verlieren ist so bedeutend, daß ihm hier ein eigener Absatz gewidmet wird.
Verlieren wird vielfach als reine Frusterfahrung und als Motivationskiller
empfunden. Dabei kann man nur aus einer Niederlage lernen, nicht aus einem Sieg.
Wann immer der Gegner punktet, zeigt er dem Verlierer
unfreiwillig einen Fehler auf. Und wenn man einen Fehler kennt, kann man
ihn abstellen.
3. die Analyse
Doch wo liegt der Fehler? Ein Traumgegner erklärt einem hinterher minutiös, was
man falsch gemacht hat: "Ich habe dich gerade getroffen, weil..." Einen solchen
Idealgegner wird man allerdings nur in einem guten Lehrer finden. Tatsächlich
ist es in der Regel auch gar nicht möglich, den Fehler des Gegners während des
Kampfes rational zu begreifen. Das Meiste spielt sich auf der Reflexebene ab.
Man sieht eine Lücke und macht den Punkt - ohne genau erklären zu können, wie
diese Lücke entstanden ist.
Immerhin ist der Gegner berechenbar. Wenn er eine Lücke gefunden hat, nutzt er
sie immer wieder aus und fährt immer wieder das selbe Programm ab. Das gibt
einem die Chance, etwas dagegen zu unternehmen und sich Abwehrmaßnahmen zu
überlegen. Mit zunehmendem Niveau stößt diese Methode an Grenzen: Wenn die
Angriffe komplexer werden und für den Erfolg einer Attacke mehrere Faktoren
kummulativ wirken müssen, wird es sehr schwierig, den entscheidendne Fehler
herauszufiltern. Beispielsweise mag man einen Distanzfehler begangen haben,
doktert aber an der Koordination der Waffen herum. Es kann sogar durchaus sein,
daß man dann doch noch einen Weg findet, den Angriff abzuwehren. Allerdings hat
man dann nicht den Fehler behoben, sondern einen Workaround entdeckt.
Als Lösung bietet sich die Autodidaktik per Videoanalyse an. Nicht nur was man
Schwarz auf Weiß, auch was man in Farbe besitzt, kann man getrost nach Hause
tragen. Man schaut sich die Clips dann einzelbildweise in Zeitlupe an unter der
Fragestellung: Warum wurde ich hier getroffen? Wann hätte ich dagegen tun
können? Die Fehler lassen sich in der Regel einordnen in:
-
Distanzfehler: Man ist zu nah am
Gegner oder zu weit entfernt. Das ist häufig dann relevant, wenn man im
Beinbereich getroffen wurde. In einem dynamischen Kampf ist es mitunter sehr
schwierig, die Distanz einzuhalten und sich vom Gegner nicht einholen zu
lassen.
-
Deckungsfehler: Man hat
unbeabsichtigt eine Angriffslinie geöffnet. Die Ursache ist meistens, daß man
die falsche Waffe benutzt oder auf die falsche Stelle gezielt hat.
-
Koordinationsfehler: Man
hat die Parade verpatzt, weil man die Waffen falsch bewegt hat.
-
Reaktionsfehler: Zu langsam, auf
Finte hereingefallen... die Möglichkeiten sind Legion.
Wenn man den Fehler dann gefunden
hat, überlegt man sich, wie man ihn beseitigt, übt und testet das Verfahren. Im
Erfolgsfall sollte man sich die Regel notieren, da dies bei der Analyse (und
Vermeidung) weiterer Fehler hilfreich sein kann.
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